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„Typographischer Terminus aus dem englischsprachigen Raum für das Ausmitteln kritischer Buchstabenkombinationen; ästhetischer Schriftweitenausgleich kritischer Buchstabenpaare innerhalb eines Fonts, der in einer Unterschneidungs-, Ästhetik- oder Kerning-Tabelle durch den Schriftgestalter vorgegeben wird. In der Mikrotypographie auch als ‚Zurichtung einer Schrift‘ bezeichnet. Automatisches Ausmitteln bezeichnet man besser als ‚Kerning‘, manuelles Ausmitteln als ‚Ausgleichen‘ (Optischer Schriftweitenausgleich).“ (Quelle: Typolexikon Beinert).

Kerning ist das englische Pendant zum deutschen »Unterschneiden«. In der Zeit des Bleisatzes wurden die nichtdruckenden Teile zwischen den beiden Zeichen weggeschnitten, wodurch der Abstand enger wurde.

Wieso ist das Kerning so wichtig? Aus einer gut gekernten Schrift ergeben sich die gute Lesbarkeit und harmonische Textkomposition.

Nur der Satz, in dem die Buchstaben rhythmisch gleichlaufend stehen, erfüllt die erste und wichtigste Forderung, nämlich ‚ohne Mühe, ohne Umwege und ohne den Lesefluss hemmende unnötige Verzierungen dem Leser das gesprochene Wort wiederzugeben‘ (Hermann Zapf). Der Gleichlauf des Textes bedeutet die geringste Mühe für den Leser. Verständlicherweise sind die Unterschneidungswerte für eine große Display-Schrift mit beispielsweise Buchstabengrößen bis 50 cm anders als die Werte für die gleiche Schrift als Bodytext in einer Zeitschrift. Alle Schriften in den URW-Bibliotheken werden im Hinblick auf ihr Haupteinsatzgebiet für einen bestimmten Größenbereich optimiert. Die Zeichenabstände der Textschriften werden größer gehalten als die der Displayschriften. Ein anderer wesentlicher Unterschied betrifft das Design der Schriftzeichen. Vor allem die Schriften mit einem hohen Fett/Feinkontrast und entsprechend dünnen Haarlinien und Serifen erfordern spezielle Textversionen. Die Haarlinien und Serifen werden in solchen Fällen kräftiger gestaltet als in der entsprechenden Displayvariante. Ist der Fett/Feinkontrast gering, wie bei Grotesk- und Egyptienneschriften, werden andersartige Anpassungen vorgenommen. In kleineren Schriftgraden laufen bei solchen Schriften die spitzen Winkel zu. Um diesem Effekt optisch entgegenzuwirken, werden die Schriftzeichen an solchen Stellen mit feinen Einzügen versehen (Mittag O., Typografie und die URW DeSign Collection, Auszug aus „PrePress“ Nr. 4/1995, 7).

KerningViele Schriften werden heute aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen schlecht bzw. überhaupt nicht gekernt. In einem hochwertigen Font kann es hingegen bis zu 80.000 Kerningpaare geben. Die URW Schriften beispielsweise enthielten nicht selten an die 1000 gekernte Buchstabenkombinationen. Das speziell für das Kerning entwickelte Programm „Kernus“ sorgte für die automatische Berechnung, die sorgfältig überprüft und gegebenenfalls manuell nachbearbeitet wurde. Diese Vorgänge hatten Einfluss auf die hohe Qualität der Schrift, wirkten sich allerdings auch auf den Preis der einzelnen Fontfamilien aus.

URW führte in die Schriftwelt auch jene Abkürzungen zu den Namen der jeweiligen Schrift ein, die den optimalen Einsatzgebiet der Schrift bezeichneten:

T Text (je nach Ausgabegerät von 6 pt bis 18 pt)
D Display (ab 18 pt)
L Laserdrucker
M Monospaced (gleiche Zeichenbreite bei allen Buchstaben des Alphabets)
E Extreme (besonders schmale, extra große, extra weite bzw. enge Schriften)
P Poster (extrem große Schriften)

Hinweis: für besondere Zwecke – wie beispielsweise das Telefonbuch, Tabellen und Zifferreihen –  gibt es auch Schriftarten ohne Unterschneidung wie Courier, Bell Centennial, Letter Gothic, Monaco u. a.

 



Typische Kerningpaare:

AV AvAwAy
Fa Fe Fi Fo Fr Fu
LT LV Ly
Pa Pe Pi Po
Ta Te Ti To Tr Ty
Va V.
Ya Yo Y.

aj av aw ay
ej ev ew ey
fa fe f, f.
oj ov ow oy
va ve vo v, v.
wa we wo w, w.
ya ye yo y, y

 

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